Danielle - Das Musical

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1. Akt

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[Intro endet in einem Trio, die Musiker sitzen im Arbeitszimmer und haben den dirigierenden Georg wegen vieler Fehler ärgerlich gemacht]

Georg
[poltert hinter dem Vorhang]Das nennt ihr Hausmusik? Katzenjammer ist das, nicht Hausmusik.

[Vorhang auf]

Georg:
[ohne Rücksicht auf den sich öffnenden Vorhang weiter] Ihr Flötenkaiser, wer hat euch bloß ein Instrument gegeben! Jeder Klippenkuckuck kann das besser. Wenn ich Beethoven wäre, würde ich euch wünschen, dass euch alle Zähne ausfallen [dreht ab zum Schreibtisch] bis auf einen – für die Zahnschmerzen. [Lässt sich schwer in den Sessel fallen] Seht zu, dass ihr beim nächsten Mal besser vorbereitet seid! [Läutet eine Tischglocke]Auguste! [Musiker ab]
Auguste:
[etwas ächzend und schwerfällig] Ja, Herr Altreich, Sie haben nach mir geläutet? War nicht nötig. Ich wollte gerade Bescheid sagen, dass draußen so ein vornehmer Herr steht. Er riecht wie ein Douglas-Vertreter, hat am helllichten Tage schon Anzug und Krawatte an und grunzt nur Kommandos – [achselzuckend] wem’s gefällt...
Georg:
Du alte Dripsdrille. Was nimmst du dir heraus? Lass den Mann rein und mach mir einen Tee!
Auguste:
[‚in den Bart’] Wie der Herr belieben...[ab]

[Steffen und seine Assistentin Cora treten ein. Cora bleibt immer in der Nähe von Steffen, der sie nur als Kleiderständer behandelt. Übertrieben höfliche Begrüßung der Männer,]

Steffen:
Herr Altreich, vielen Dank für Ihre Freundlichkeit, mich so kurzfristig zu empfangen. Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen meine Hochachtung für Ihr so gepflegtes Anwesen auszusprechen...
Georg:
Schon gut, schon gut, junger Freund, wie kann ich helfen?
Steffen:
[reicht Cora seine Jacke] Meine Management-Sub-main-Assistentin Cora…[Cora will Georg die Hand reichen, dieser setzt sich aber wieder.]
Steffen:
Mein Plan ist, ein modernes Wohn- und Geschäftsviertel zu errichten, das höchsten Komfortbedürfnissen gerecht wird. So habe ich mich in der Immobilien- und Grundstückslandschaft der Stadt gründlich umgesehen und einen idealen Platz dafür gefunden. [Lässt sich von Cora einen Plan reichen und geht zum Schreibtisch, um Georg zu demonstrieren:] U.a. handelt sich um ein Haus, das in ihrem Besitz ist... [wird von der eintretenden Angelika unterbrochen]
Angelika:
Oh, wir haben einen Gast – ahü – ist das reizend! Da muss ich doch gleich etwas Ordnung schaffen! Männer sind ja so, hahaha, liederlich. Dabei hat Auguste heute Morgen alles in Ordnung gebracht. [Beistelltisch mit Spitzendeckchen und Vase wird gerempelt; Angelika und Cora bücken sich gleichzeitig und stoßen ihre Köpfe aneinander]
Steffen:
... Die dort wohnen, wohl alles etwas Unterbemittelte. *** Und nach dem äußeren Zustand zu urteilen – *** um das Haus wäre es wahrlich nicht schade, wenn ich es abreißen würde. *** Wenn Sie sich von diesem Besitz trennen könnten – *** ich würde ihn gern kaufen.[Cora lässt Stift fallen, Frauen knallen wieder mit dem Kopf zusammen]

[*** Steffen muss Angelikas Staubtuch ausweichen]

Georg:
Zugegeben, ich denke schon lange darüber nach, wie ich mich meiner Probleme in der Altstadt günstig entledigen könnte. Sie müssen wissen, mir gehören dort eine Reihe Häuser. Alle hätten eine Renovierung nötig. Diese Häuser bringen kaum etwas ein.
Angelika:
Und unserem Ruf als Grundstücksbesitzern auch nicht, tütütü.
Steffen:
[geht wieder in den Raum] Sag ich doch! Dort springt für Sie nichts mehr heraus – außer Ärger. Also, verkaufen sie?
Georg:
Aber die Mieter. Wie wollen Sie die Mieter hinausbekommen?
Steffen:
Da habe ich so meine Erfahrungen. Das lassen sie nur meine Sorge sein. Darf ich den Vertrag aufsetzen?[Steffen sieht ein Gemälde und deutet an, dass das nicht sein Geschmack ist; reicht Jackett hinter sich und lässt es fallen, Cora ist nicht schnell genug und muss sich bücken, Angelika springt ebenfalls hinzu, die Frauen knallen mit dem Kopf zusammen]
Georg:
An welche Summe dachten Sie?
Steffen:
Nennen Sie Ihren Preis!
Georg:
Warten Sie – da kommt mir ein Gedanke – Sie gefallen mir – Ihre Art, so direkt und zupackend, junger Mann – einen Moment. Wie wäre es, wenn wir dem Fiskus ein, äh – ein Schnippchen schlagen und durch einen, wollen wir es doch einen kleinen Kniff nennen, eine Menge Steuern sparen. Quasi als Magneten, der das Geld zusammenhält... Kind, schon wieder einen Scheck?[Madeleine kommt mit Scheck, murmelt dem Vater was ins Ohr, Vater unterschreibt, Madeleine macht Steffen schöne Augen, Mutter will beim Gehen von Madeleine deren Top-Frisur konventionell umformen] ... Wo war ich stehen geblieben? Ach so, also, quasi als Magneten, der das Geld zusammenhält, könnten Sie, wollen wir mal sagen, durch die Zustimmung zu einer, freilich erst nach reiflicher Überlegung, [Verlegenheitsgeste → Hervorkramen einer Zigarre, jedoch kein Anzünden, später wieder Zurücklegen] einer Heirat meiner älteren Tochter Danielle – ähm –ä – hm, also, wollte sagen, heiraten Sie Danielle – ich überschreibe Ihnen das Grundstück als Hochzeitsgeschenk – dann sind wir beide fein raus.
Steffen:
Das kommt jetzt aber schon plötzlich! Obwohl, lange muss ich nicht überlegen. Ich habe Ihre liebreizenden Töchter vorhin bereits kennen lernen dürfen. Also – Danielle ist ja schon etwas älter, Madeleine wäre mir lieber, – aber was sind die paar Jahre gegen ein solches Grundstück... Wann soll Hochzeit sein?
Georg:
[steht auf, bringt Steffen zur Tür, Cora reicht Jackett und Jacke an und folgt] Gemach – zunächst muss die Verlobung bekannt gegeben werden. Ich werde morgen Abend ein kleines Fest arrangieren und das Nötige veranlassen... [Verabschieden sich]
Angelika:
Kommen Sie, ich bringe Sie nach draußen. Eine Verlobung... Tatata, Geht das nicht ein bisschen schnell? Was wird Danielle sagen? Ich muss mit ihr reden... [zu Georg] Und Du musst es ihr erklären!... [Bis auf Georg alle ab]
Georg:
Na, das ist ja besser gelaufen, als ich dachte. Um Madeleine habe ich keine Bange, die findet schon einen Mann. Aber Danielle. Mit ihrem ständigen Gerenne in die Kirche wird sie wohl jeden Mann vergrätzen. Aber es ist richtig. Die beiden müssen sich erst richtig kennen lernen. [im Gehen kreuzt er Auguste, die Tee bringt] Glauben mag ja ganz schön und gut sein, aber satt macht er nicht.
Auguste:
[hinterherschimpfend] ... satt macht er nicht...! Jetzt hab ich diesen besonderen Hopfenblütentee gekocht und – der feine Herr läuft weg. Schade drum! [Auguste trinkt im Gehen die Tasse aus]

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