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1. Akt
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[Intro endet in einem Trio, die Musiker sitzen
im Arbeitszimmer und haben den dirigierenden Georg wegen vieler Fehler
ärgerlich gemacht]
- Georg
- [poltert
hinter dem Vorhang]Das nennt ihr Hausmusik?
Katzenjammer ist das, nicht Hausmusik.
[Vorhang
auf]
- Georg:
- [ohne Rücksicht
auf den sich öffnenden Vorhang weiter] Ihr
Flötenkaiser, wer hat euch bloß ein Instrument gegeben! Jeder
Klippenkuckuck kann das besser. Wenn ich Beethoven wäre, würde ich euch
wünschen, dass euch alle Zähne ausfallen [dreht ab zum Schreibtisch]
bis auf einen – für die Zahnschmerzen. [Lässt sich schwer in den Sessel
fallen] Seht zu, dass ihr beim nächsten
Mal besser vorbereitet seid! [Läutet eine
Tischglocke]Auguste! [Musiker ab]
- Auguste:
- [etwas ächzend
und schwerfällig] Ja, Herr Altreich, Sie
haben nach mir geläutet? War nicht nötig. Ich wollte gerade Bescheid
sagen, dass draußen so ein vornehmer Herr steht. Er riecht wie ein
Douglas-Vertreter, hat am helllichten Tage schon Anzug und Krawatte an und
grunzt nur Kommandos – [achselzuckend] wem’s
gefällt...
- Georg:
- Du alte Dripsdrille. Was nimmst du dir
heraus? Lass den Mann rein und mach mir einen Tee!
- Auguste:
- [‚in den
Bart’] Wie der Herr belieben...[ab]
[Steffen und seine Assistentin Cora treten ein.
Cora bleibt immer in der Nähe von Steffen, der sie nur als Kleiderständer
behandelt. Übertrieben höfliche Begrüßung der
Männer,]
- Steffen:
- Herr Altreich, vielen Dank für Ihre
Freundlichkeit, mich so kurzfristig zu empfangen. Es ist mir ein
Bedürfnis, Ihnen meine Hochachtung für Ihr so gepflegtes Anwesen
auszusprechen...
- Georg:
- Schon gut, schon gut, junger Freund,
wie kann ich helfen?
- Steffen:
-
- [reicht Cora
seine Jacke] Meine
Management-Sub-main-Assistentin Cora…[Cora will Georg die Hand reichen, dieser setzt sich aber
wieder.]
- Steffen:
-
- Mein Plan ist, ein modernes Wohn-
und Geschäftsviertel zu errichten, das höchsten Komfortbedürfnissen
gerecht wird. So habe ich mich in der Immobilien- und
Grundstückslandschaft der Stadt gründlich umgesehen und einen idealen
Platz dafür gefunden. [Lässt sich von
Cora einen Plan reichen und geht zum Schreibtisch, um Georg zu
demonstrieren:] U.a. handelt sich um ein
Haus, das in ihrem Besitz ist... [wird von der
eintretenden Angelika unterbrochen]
- Angelika:
- Oh, wir haben einen Gast –
ahü – ist das reizend! Da muss ich doch gleich etwas Ordnung
schaffen! Männer sind ja so, hahaha, liederlich. Dabei hat Auguste heute
Morgen alles in Ordnung gebracht. [Beistelltisch
mit Spitzendeckchen und Vase wird gerempelt; Angelika und Cora bücken sich
gleichzeitig und stoßen ihre Köpfe
aneinander]
- Steffen:
- ... Die dort wohnen, wohl alles
etwas Unterbemittelte. *** Und nach dem äußeren
Zustand zu urteilen – *** um das Haus wäre es
wahrlich nicht schade, wenn ich es abreißen würde. *** Wenn Sie sich von diesem
Besitz trennen könnten – *** ich würde ihn gern kaufen.[Cora lässt Stift fallen, Frauen knallen wieder
mit dem Kopf zusammen]
[*** Steffen muss
Angelikas Staubtuch ausweichen]
- Georg:
-
- Zugegeben, ich denke schon lange
darüber nach, wie ich mich meiner Probleme in der Altstadt günstig
entledigen könnte. Sie müssen wissen, mir gehören dort eine Reihe Häuser.
Alle hätten eine Renovierung nötig. Diese Häuser bringen kaum etwas
ein.
- Angelika:
- Und unserem Ruf als
Grundstücksbesitzern auch nicht, tütütü.
- Steffen:
-
- [geht wieder in
den Raum] Sag ich doch! Dort springt für
Sie nichts mehr heraus – außer Ärger. Also, verkaufen sie?
- Georg:
-
- Aber die Mieter. Wie wollen Sie die
Mieter hinausbekommen?
- Steffen:
-
- Da habe ich so meine Erfahrungen.
Das lassen sie nur meine Sorge sein. Darf ich den Vertrag aufsetzen?[Steffen sieht ein Gemälde und deutet an, dass
das nicht sein Geschmack ist; reicht Jackett hinter sich und lässt es
fallen, Cora ist nicht schnell genug und muss sich bücken, Angelika
springt ebenfalls hinzu, die Frauen knallen mit dem Kopf
zusammen]
- Georg:
- An welche Summe dachten Sie?
- Steffen:
-
- Nennen Sie Ihren Preis!
- Georg:
-
- Warten Sie – da kommt mir ein
Gedanke – Sie gefallen mir – Ihre Art, so direkt und
zupackend, junger Mann – einen Moment. Wie wäre es, wenn wir dem
Fiskus ein, äh – ein Schnippchen schlagen und durch einen, wollen wir es
doch einen kleinen Kniff nennen, eine Menge Steuern sparen. Quasi als
Magneten, der das Geld zusammenhält... Kind, schon wieder einen
Scheck?[Madeleine kommt mit Scheck, murmelt dem Vater
was ins Ohr, Vater unterschreibt, Madeleine macht Steffen schöne Augen,
Mutter will beim Gehen von Madeleine deren Top-Frisur konventionell
umformen] ... Wo war ich stehen geblieben?
Ach so, also, quasi als Magneten, der das Geld zusammenhält, könnten Sie,
wollen wir mal sagen, durch die Zustimmung zu einer, freilich erst nach
reiflicher Überlegung, [Verlegenheitsgeste →
Hervorkramen einer Zigarre, jedoch kein Anzünden, später wieder
Zurücklegen] einer Heirat meiner älteren
Tochter Danielle – ähm –ä – hm, also, wollte sagen, heiraten
Sie Danielle – ich überschreibe Ihnen das Grundstück als
Hochzeitsgeschenk – dann sind wir beide fein raus.
- Steffen:
-
- Das kommt jetzt aber schon
plötzlich! Obwohl, lange muss ich nicht überlegen. Ich habe Ihre
liebreizenden Töchter vorhin bereits kennen lernen dürfen. Also –
Danielle ist ja schon etwas älter, Madeleine wäre mir lieber, – aber
was sind die paar Jahre gegen ein solches Grundstück... Wann soll Hochzeit
sein?
- Georg:
-
- [steht auf,
bringt Steffen zur Tür, Cora reicht Jackett und Jacke an und
folgt] Gemach – zunächst muss die
Verlobung bekannt gegeben werden. Ich werde morgen Abend ein kleines Fest
arrangieren und das Nötige veranlassen... [Verabschieden sich]
- Angelika:
-
- Kommen Sie, ich bringe Sie nach
draußen. Eine Verlobung... Tatata, Geht das nicht ein bisschen schnell?
Was wird Danielle sagen? Ich muss mit ihr reden... [zu Georg] Und Du musst es ihr
erklären!... [Bis auf Georg
alle ab]
- Georg:
-
- Na, das ist ja besser gelaufen, als
ich dachte. Um Madeleine habe ich keine Bange, die findet schon einen
Mann. Aber Danielle. Mit ihrem ständigen Gerenne in die Kirche wird sie
wohl jeden Mann vergrätzen. Aber es ist richtig. Die beiden müssen sich
erst richtig kennen lernen. [im Gehen kreuzt
er Auguste, die Tee bringt] Glauben mag ja
ganz schön und gut sein, aber satt macht er nicht.
- Auguste:
-
- [hinterherschimpfend] ... satt
macht er nicht...! Jetzt hab ich diesen besonderen Hopfenblütentee gekocht
und – der feine Herr läuft weg. Schade drum! [Auguste trinkt im Gehen die Tasse
aus]
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