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[Die Orgel spielt
Praeludium (ca. 2’20’’).][Währenddessen
klettert David unbemerkt auf das Gerüst]
[N° 03 sofort
los.][Geräuschvoll fällt die schwere Kirchentür ins Schloss.
Danielle sucht Einkehr in der Kirche, zündet eine Kerze
an.]
- Danielle:
- Bin gekommen, um zu Gott zu beten,
IHM zu erzählen von meinem Glück.
Schneller, als ich dachte, ist es eingetreten.
Mein Traum kommt näher ein großes Stück.
In die Zukunft eilen meine Gedanken,
viele Fragen stellen sich mir.
- Wird die Zeit mit Steffen gut ausgehen?
Kennen wir beide uns schon genug?
Wird er denn mein Wesen verstehen?
Oder ist alles nur Selbstbetrug?
Was muss ich tun, um, Gott Vater, vor allem
nicht nur Steffen, auch DIR zu gefallen?
[setzt sich in die Kirchenbank, schlägt ein dort
liegendes Buch auf und liest leise]
- Sakralchor:
- Was ihr getan habt einem meiner Brüder, auch wenn
er gering ist, das habt ihr mir getan.
- Danielle:
- Ist das schon die Antwort auf meine
Frage?
Würde gern deuten den tief’ren Sinn.
Warum grad jetzt und in dieser Lage
sollte es sein, dass ich hilfreich bin?
Steckt denn Steffen in Schwierigkeiten
Braucht er meine Hilfe schon bald?
[musikalisches Hauptthema]
- Liturg:
- Kommt her, euch hat Gott gesegnet. Nehmt
Gottes neue Welt in Besitz.
- Sakralchor:
- Was ihr getan habt einem meiner
Brüder, auch wenn er gering ist, das habt ihr mir getan.
[Reagiert gereizt über den Lärm, den ein
Handwerker verursacht. Als ein Eimer scheppernd umstürzt, geht Danielle zu
dem Handwerker, um ihn
zurechtzuweisen]
- Danielle:
-
- He, Du, warum störst Du meine Ruhe
und mein Gebet? Kannst Du die Stille der Kirche nicht achten?
- David:
- Gute Frau, Ihr Zorn wird sicher bald
vergehen,
wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin.
In frischen Farben werden die Bilder strahlen.
Ich hörte selbst, wie die Engel lachten,
als ich mit ihren goldenen Flügeln fertig war...
Ich arbeite hier!
Beten Sie nur weiter. Die ungeschickten
lauten Geräusche werde ich vermeiden.
Wenn ich weiß, ich bin nicht allein,
will ich auch gern rücksichtsvoller sein.
- Danielle:
- Ich kann so nicht beten!
Verschwinde von mir!
- David:
- Und ich kann nicht gehen, muss
arbeiten hier.
- Danielle:
- Ich brauche die Stille zur Andacht,
zur Ruh.
- David:
- Ich brauche die Arbeit, den Lohn auch
dazu.
- Danielle:
- Ich brauche die Stille, die Nähe zu
Gott.
- David:
- Ich brauche den Lohn für das tägliche
Brot.
- Danielle:
- Du sprichst von Engeln, als hörtest
Du sie. Bist du mit ihnen zur Schule gegangen?
Ich sah zur Messe Dich niemals, und nie sah ich Dich Absolution
empfangen.
- David:
- Gott weiß, dass ich schaffe zu seiner
Ehre –
jeder Strich meines Pinsels – für ihn getan.
Dass sein Lob durch die Farben sich stets vermehre,
denn sie leuchten und strahlen den Traurigen an.
Ich will nicht streiten – doch sagen Sie schnell,
%vertraute Stimme – sind Sie Danielle?
- Danielle:
- Woher kennst Du meinen Namen?
- David:
- Erkennst Du mich
nicht? Ich bin es, David.[Springt vom
Gerüst]Weißt Du nicht mehr, wir haben uns schon im
Sandkasten gestritten, aber immer wieder
vertragen...
- Danielle:
- [kühl]Du hast mich eben nie verstanden. Du verstehst mich auch heute
nicht. Du glaubst eben nicht an Gott...
- David:
- [sehr
ernst] Doch, Danielle. Ich glaube an ihn.
Darum versuche ich auch, das Leben, das er mir zugedacht hat – ein
Leben mit Mühe und Arbeit – ein Leben der Fürsorge für die, die mir
wichtig sind, fröhlich und dankbar auszufüllen.
- Danielle:
- [allmählich von Davids Ernst
beeindruckt] Und – wie geht es dir
jetzt?
- David:
- Du siehst, ich habe Arbeit. Ich
verdiene meinen Unterhalt, meine Miete – und ich habe viele Freunde.
Willst Du sie kennen lernen?
- Danielle:
- [schüttelt den Kopf]
Vielleicht gelegentlich. Jetzt möchte ich lieber allein sein. Leb wohl!
[geht jetzt nachdenklich durch das
Kirchenschiff ab, David bleibt noch einen Moment im Altarraum und dann
vorn links ab)
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