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[Angelika sitzt ruhig auf einem Stuhl, stickt,
wischt von Zeit zu Zeit nichtvorhandenen Staub weg, zupft an der
Tischdecke, Georg läuft aufgebracht murmelnd hin und her, Danielle kommt
nach Hause. Sie wird mit heftigen Vorwürfen
empfangen.]
- Georg:
- Wo kommst Du jetzt her? Bist Du
inzwischen unter die Rumtreiber gegangen?
- Danielle:
- Aber Vater! Ich war in der
Kirche!
- Georg:
- Kirche, Kirche! Man kann es auch
übertreiben. Es geht hier alles drunter und drüber, aber Du gehst in die
Kirche! Steffen ist dabei, unseren Besitz zu retten, unsere Ehre wieder
herzustellen – und Du? Betest!
- Danielle:
- Was ist denn passiert? Ihr wirkt so
aufgeregt.
- Georg:
- Das fragst Du noch? Gerade Du? Du bist
doch Schuld an dem ganzen Schlamassel.
- Danielle:
- Schlamassel???
- Georg:
- Wie kannst Du uns das antun, unser
eigen Fleisch und Blut? Verbündest Dich mit dem Pöbel und verrätst den
Bräutigam!
- Georg
und Angelika:
- Wie kannst du uns das antun? Beschmutzt
das eigne Nest.
- Angelika:
- Bist Du noch unsere Tochter, die
solchen Umgang hat? Was sagen jetzt die Leute in dieser ehrbaren
Stadt?
- Georg
und Angelika:
- Vergiss nicht, du bist von höherem
Stand.
- Georg:
- [Start N°
24]Zerstörst Du unsre Pläne,
dann – Danielle – hab Acht! Dann werden wir Dich verstoßen,
dann wirst Du selbst eine von denen da im Armenviertel werden!
[Georg zeigt drohend mit dem Finger auf
Danielle, dann ab;
Mutter blickt enttäuscht, folgt ihrem Mann.
Traurig bleibt Danielle allein zurück.]
[Während des Singens benutzt sie zärtlich
Gegenstände der Eltern, die sie eigentlich nicht verletzen wollte.]
- Danielle
- Ich schenkte Vertrauen, doch Liebe macht blind. Ich
ließ mich berauben wie ein hilfloses Kind
all meiner Gefühle – man stieß mich zurück. Nun steh ich vor Scherben
aus Liebe und Glück.
- Steffen ein Lügner, hartherzig und arg. Kennt keine Liebe, wenn ja, dann
verbarg
er dieses Gefühl hinter Geld und Gewinn. Ich merk immer mehr: Ich gehör nicht
zu ihm.
- Selbst meine Eltern wenden sich ab, obwohl ich sie nie betrogen hab.
Ich liebe sie herzlich, achte sie noch, ich würd’ sie vermissen und
spüre es doch,
- dass ich ihnen fremd gegenüber steh’,
das macht mich traurig und tut mir weh.
Quälend bohrt die Frage: „Hat Bleiben wirklich Sinn?
Bin ich hier zu Hause, gehöre ich hier noch hin?“
[Danielle
ab]
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